• Di 14.12.2004, 18 Uhr
    Bildhauerei heute
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    Skulptur oder Plastik? Der Künstler im Spannungsfeld von Abstraktion und Addition

    Es diskutieren Lilian Hasler, Marco Eberle und Hugo Marxer.
    Moderation Jens Dittmar

    Die Bildhauerin Lilian Hasler, die gerade in Liechtenstein ausgestellt hat, und der Eisenplastiker Marco Eberle sprechen mit Hugo Marxer über ihre Kunst, wobei insbesondere die unterschiedlichen Arbeitsweise des Bildhauers und des Plastikers beleuchtet werden sollen: Während der eine das Material entfernt und die Form aus einem Steinblock herausschält, häuft der andere den Grundstoff an und fügt ihm Material, in diesem Falle Eisen, hinzu ...

  • Di 07.12.2004, 18 Uhr
    Nikolauslesung und Buchpräsentation
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    "Winter in Liechtenstein" lautet der Titel der neuen Weihnachtsanthologie von Jens Dittmar mit besinnlichen, gelegentlich auch bissigen Erzählungen und Gedichten von Robert Blunder, Sabine Bockmühl, Michael Donhauser, Gabriele Eberle, Anita Grüneis, Anne Marie Jehle, Evi Kliemand, Claudine Kranz, Mathias Ospelt, Martin Real, Manfred Schlapp und vielen anderen.

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     


    Sabine Bockmühl, Gabriele Eberle und Robert Blunder (von links) werden ihre Texte, die in Rahmen eines VATERLAND-Wettbewerbs entstanden sind, vortragen; weitere Überraschungen sind nicht auszuschliessen.

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

  • Di 30.11.2004, 18 Uhr
    Mensch Marxer - Uraufführung der Filmdokumentation
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    Die Filmdokumentation „Mensch Marxer“ von Daniel Schierscher gibt Einblick in den Alltag eines Bildhauers, der zusammen mit anderen Künstlern aus aller Welt unter der Sonne der Toskana arbeitet und den schneeweissen Marmor nach seinen Vorstellungen bearbeitet. Das geht nicht ohne technisches Hilfsmittel ab. In seiner Werkstatt in Carrara wird offenbar, dass es reine Knochenarbeit ist, bis sich die gewünschte Form aus dem Stein schält.
    Sein Atelier in Eschen befindet sich hingegen in seinem Wohnhaus. Da geht die Kunst nahtlos ins Privatleben über. Es wird skizziert, geplant, organisiert ... Denn Hugo Marxer ist nicht nur Künstler, sondern auch Organisator: Das Material zwingt ihn dazu. Es gilt, sich mit der Logistik zu befassen, denn wenn ein Kunstwerk von diesen Ausmassen von Punkt A nach B bewegt werden muss, dann stellt sich früher oder später die Transportfrage. Allein ist das nicht zu schaffen, wenn eine Skulptur Tonnen wiegt und fest verankert werden muss. Da gilt es mit Bauherren und Sicherheitsexperten zu verhandeln, denn der Standort birgt auch immer Risiken. Und auch für den Künstler gilt so etwas wie eine Produkthaftung.

    All diese unterschiedlichen Aspekte der Künstlerexistenz werden in dem Film einfühlsam beleuchtet, so dass der Besucher der Ausstellung eine Ahnung bekommt von den Produktionsbedingungen.

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

  • Di 23.11.2004, 20 Uhr
    Hugo Marxer - Biographie
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    Geboren 1948, lebt und arbeitet in Eschen/FL und Carrara/I
    1968 Lehrabschluss als Maschinenzeichner
    1975 Radierungen und Kupferstich bei Hans Kliemand
    1975 Arbeit im Römersteinbruch St. Margarethen/A und erste Skulpturen in Sandstein
    1985 Internationale Sommerakademie Salzburg
    1985 Begegnung mit Henry Moore in Much Hadham/England
    1987 Werkjahrstipendium der Liechtensteinischen Regierung mit Aufenthalt in den Marmorsteinbrüchen von Carrara/I
    1988 freischaffendes Kunstschaffen mit Arbeiten in Holz, Stein, Bronze sowie Malerei und Druckgrafik

  • Di 23.11.2004, 18 Uhr
    Vernissage: Hugo Marxer
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  • Di 26.10.2004, 18 Uhr
    Mallet-Mania: Kammermusik der besonderen Art
    Schnitt - Rhytmus Raum Mensch
    Alfred Achberger & Claudio Spieler
    Rhythmus, Minimalismus und Harmonie im Einklang

    Alfred Achberger studierte Schlagzeug am Landeskonservatorium Feldkirch.
    Er ist Soloschlagzeuger beim Symphonieorchester Vorarlberg und spielte zahlreiche Konzerte mit den Ensembles New-Art, Opera Nova Zürich, und Ensemble Plus.
    Gründung des Percussionsduos Mallet Mania im Jahre 2001.
    Lehrbeauftragter an der Liechtensteinischen Musikschule.

    Claudio Spieler studierte Schlagzeug am Landeskonservatorium in Feldkirch und absolvierte sein Konzertdiplom im Mai 2004 mit Auszeichnung.
    Regelmässige Teilnahme an internationalen Seminaren und Meisterkursen.
    Konzerttätigkeit unter anderem bei der Wiener Akademie und dem Ensemble Plus.
    Seine musikalische Vielseitigkeit bringt er ebenso als Mitglied in den Jazz-Formationen Mélange, Mobilar und den Dirty Horns zum Ausdruck.
    2001 mit Alfred Achberger im innovativen Percussion-Duo Mallet-Mania.
  • Di 19.10.2004, 18 Uhr
    Patrick Boltshauser, Autorenlesung: ich, er und du
    Schnitt - Rhytmus Raum Mensch

    Drei kurze Geschichten über die Sehnsucht nach dem wir.

    Patrick Boltshauser, Schriftsteller
    Geboren 1971 in St. Gallen. Aufgewachsen im Fürstentum Liechtenstein.
    Ab 1991 Zoologiestudium in Bern. Abschluss 1996 in Verhaltensökologie.
    Mitwirken in verschiedenen freien Theatergruppen als Schauspieler, Dramaturg, Regisseur und Autor. Seit 1996 diverse Uraufführungen und Publikationen.
    2002 Gründung der Theatergruppe pol.theater mit dem Ziel Tagespolitik zum Ausgangspunkt einer künstlerischen Auseinandersetzung zu machen.
    2004 Aufnahme in die Masterclass 6 unter der Leitung von John von Düffel.
    2004/2005 Werkjahrstipendium des Kulturbeirats der Fürstlichen Landesregierung.
    Während des Werkjahres u.a. Arbeit am ersten Roman.

  • Sa 09.10.2004, 18 Uhr
    ORF - Lange Nacht der Museen
    Schnitt - Rhytmus Raum Mensch
    Führungen, Künstlergespräch und Konzert

    18.30, 22.30, 23.30 Uhr
    Der Künstler Stephan Sude führt durch seine Ausstellung.

    19.30 Uhr
    Der Schriftsteller Stefan Sprenger führt ein Künstlergespräch, um mehr über den Menschen und den Künstler Stephan Sude und seine Arbeiten herausfinden...

    20.30 Uhr: Anders Miolin - Klassisches Gitarrenkonzert

    Der Gitarrist Anders Miolin wird auf einer speziellen Gitarre spielen: eine 13-saitige Konzertgitarre aus der Werkstatt von Ermanno Chiavi ist ebenfalls etwas spezielles, vor allem was das Tonvolumen angeht.

    Anders Miolin ist einer der erfindungsreichsten, kreativsten und aufregendsten klassischen Bühnenkünstler der heutigen Musikwelt. Geboren in Stockholm (Schweden) wurde er im ungewöhnlich jungen Alter von 15 Jahren an der Königlichen Dänischen Musikakademie aufgenommen. Seine Studien in Kopenhagen, Malmö und Basel schloss er mit vier Diplomen ab, davon zwei Solistendiplome. Seine Debutkonzerte wurden von Kritikern hoch gelobt und er wurde als \"eines der seltenen Talente von internationalem Format\" bezeichnet.

    Anders Miolin hat zahlreiche nationale und internationale Preise und Auszeichnungen erhalten, unter anderem von der Königlichen Dänischen Akademie der Musik in Stockholm und der renommierten dänischen Sonning Stiftung, deren Preis pro Jahr nur einem schwedischen Musiker verliehen wird. Er hat ausserdem erste Preise in internationalen Gitarrenwettbewerben in Finnland, Italien und Martinique gewonnen.

    Anders Miolin hat sich durch sein charakteristisches Repertoire und einzigartige Instrumente als ein herausragender Solist erster Klasse auf dem internationalen Parkett etabliert. Seine Konzerte und Aufnahmen, u.a. für das international besonders geschätzte Label BIS (Cannes Classical Awards 1998: \"Bestes Label\", \"Preis der deutschen Schallplattenkritik 1999\") erhalten regelmässig herausragende Kritiken in den hochrangigsten Zeitungen und Musik-Magazinen in aller Welt.

    Anders Miolin ist Professor an der Hochschule Musik und Theater in Zürich (Schweiz), wo er Gitarristen aus vielen unterschiedlichen Ländern unterrichtet.

     

  • Di 28.09.2004, 18 Uhr
    Grossstadtlyrik
    Schnitt - Rhytmus Raum Mensch
    Sausende Lichter, tanzend Gesichter blitzen vorbei

    Texte zur Grossstadt, gelesen und gesungen von Judith Niethammer.
    Eine interessierte Zuhörerschaft erlebte in angenehmer Atmosphäre eine mit dem Thema Stadt der Ausstellung angelehnte Rahmenveranstaltung. Die Schauspielerin verschaffte den Besucherinnen und Besuchern immer wieder neue Ansichten der grossformatigen Drucke des Künstlers.

     

    Judith Niethammer, 1971 in Bern geboren, machte ihre Schauspielausbildung 1998-2000 am Theaterstudio Berlin, 2001-2003 lernte sie Camera-Acting bei Bluebox Berlin. Sie arbeitet als freischaffende Schauspielerin an verschiedenen Theatern in Berlin (u.a. Theater Zerbrochene Fenster, Arena Berlin), Bern, Basel und Zürich (pol.theater, Theater Winkelwiese). Neben eigenen Programmen ist sie auch in Film und Fernsehen zu sehen.

  • Di 21.09.2004, 18 Uhr
    Percussion-Solo-Rezital
    Schnitt - Rhytmus Raum Mensch
    Alfred Achberger
    Das Konzert war eine Darbietung voller Gegensätze!
    Alfred Achberger spielte auf einem sehr abwechslungreichen Instrumentarium, das sich je nach Komposition neu zusammensetzt, Werke zeitgenössischer Komponisten wie Eckhard Kopetzki, Wolfram Winkel oder Toshimitsu Tanaka. Das ausgewählte Programm nahm speziell Bezug auf die Ausstellung \"Schnitt-Rhythmus Raum Mensch\" und arbeitete insbesondere mit der Komponente Rhythmus, der sich im (Kunst)Raum, dargeboten durch einen Menschen (nicht Maschine!) optimal zur Geltung brachte. Alfred Achberger kommentierte die Kompositionen und Instrumente und stellte so einen sympatischen Kontakt zu den Besuchern und vor allem zur Ausstellung her.
    Das Publikum erfuhr Rhythmus als Klangrede und - es war begeistert!.
  • Di 14.09.2004, 18 Uhr
    Vernissage: Stephan Sude
    Schnitt - Rhytmus Raum Mensch

    Ralf Gottschlich vom Städtischen Kunstmuseum Spendhaus, Reutlingen, sprach über den Holzschnitt als Kunstform: Stephan Sude widmet sich in seinem Oeuvre nahezu ausschließlich zwei künstlerischen Techniken, der Ölmalerei und dem Holz- bzw. Linolschnitt. Für die heute zu eröffnende Ausstellung schuf er drei Serien von Holzschnitten und eben diese Technik ist es, die ihn über einige kleinere Umwege zu dem Museum führte, an dem ich derzeit beschäftigt bin. Das aktuelle Projekt besteht ausschließlich aus großformatigen Holzschnitten und beschäftigt den Künstler in konkreter Form seit nunmehr zwei Jahren. Geboren wurde die Idee Ende 2002. Im Herbst vergangenen Jahres wurde es von der Betriebskommission des Engländerbaus zur Ausführung empfohlen. Die Idee, für den Kunstraum eine Ausstellung ganz gezielt und ausschließlich mit Holzschnitten zu gestalten, könnte von so manchem Beobachter zeitgenössischer Kunst als anachronistisch angesehen werden. Dass dies aber keineswegs der Fall ist, haben Sie sicherlich schon bei einem ersten Blick in die Ausstellung festgestellt. Der Künstler hat sich einer traditionsreichen Technik bedient, um sein Publikum in eine künstlerische Welt zu führen, die man vom Holzschnitt nicht unbedingt erwartet. Bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts blieb der künstlerische Holzschnitt bei aller stilistischen und inhaltlichen Vielfalt im weit überwiegenden Teil eine Technik für kleine Formate. Dies änderte sich erst nach Ende des Zweiten Weltkriegs und wieder war es ein deutscher Künstler, der der Technik neue Horizonte eröffnet: HAP Grieshaber. Auch in den letzten Jahren hat der Holzschnitt für viele zeitgenössische Künstler einen wesentlichen Raum in ihrem Schaffen eingenommen und dies unabhängig von der Erweiterung der künstlerischen Techniken in den Bereich der Neuen Medien hinein. Vor einigen Wochen hatte ich erstmals die Gelegenheit, die Arbeiten an ihrem Entstehungsort in Ruggell in Augenschein zu nehmen. Die vom Künstler konzipierte Raumwirkung war zwangsläufig noch in weiter Ferne. Das Umfeld einer noch weitgehend im Rohbau befindlichen circa 330 Quadratmeter großen Büroetage trug ihr übriges zu der prosaisch erscheinenden Wirkung bei. Andererseits ermöglichte diese Situation eine Konzentration auf das einzelne Kunstwerk, das einzelne gedruckte Blatt; eine Möglichkeit, die ich als Kunsthistoriker sehr schätze und die ich Ihnen auch hier in den Ausstellungsräumen sehr ans Herz legen möchte. Unabhängig vom Format, das von einem halben Meter bis zu drei Metern Kantenlänge reicht, verwendete Stephan Sude ein schweres und dabei vor allem äußerst unregelmäßig strukturiertes Papier, dass für ihn von substanzieller Bedeutung für das Projekt war. Das in Nepal auf traditionelle handwerkliche Weise hergestellte Lokta-Papier ist ungebleicht und enthält weder Bindemittel noch andere chemische Zusätze. Vielfach sind die zur Herstellung verwendeten Naturfasern noch nahezu vollständig im Papier enthalten. Die daraus resultierende Materialstruktur und die bewegte, vielgestaltigen Oberfläche verfügt über eine bemerkenswerte Qualität, die einen großen Anteil an der prägnanten Wirkung der Holzdrucke hat und die hier in den Ausstellungsräumen noch viel deutlicher zum Ausdruck kommt. Auf der anderen Seite hat das Material den Künstler beim Druck vor große handwerkliche Herausforderungen gestellt. Sind allein die großen Formate im Handdruck eine buchstäblich schwere Arbeit, so wird durch die ungleichmäßige Struktur des Papiers das Drucken noch weitaus aufwändiger und komplizierter. Das Ausstellungsprojekt erscheint in der aktuellen Kunstlandschaft als etwas Außergewöhnliches. Es sind nicht in erster Linie die Formate der Holzschnitte, die mit bis zu drei Metern im Quadrat allein durch ihre Größe beeindrucken, aber dennoch keineswegs einen „Rekord“ darstellen. Hingegen ist die ausschließliche Verwendung des künstlerischen Holzschnitts für eine Ausstellung, die sich – im Unterschied zu monographischen Ausstellungen – in wesentlichen Teilen als Rauminstallation versteht, keineswegs üblich. Dass Stephan Sude für dieses temporär eng begrenzte Kunstprojekt gezielt Holzschnittserien anfertigte, die zwar für sich gesehen als autonomes Kunstwerk bestehen können, aber doch im eigentlichen Sinne zu diesem Raum gehören, ist für mich das eigentlich Bemerkenswerte. Hinzu kommt die teilweise Loslösung der Drucke von ihrem angestammten Platz an der Raumwand. Einige von ihnen übernehmen selber die Funktion von Wänden. Sie definieren eigene Räume, grenzen sich zur Umgebung ab, sind selber Grenze, lassen aber dennoch Transparenz und Offenheit spüren. Eine Trennung zwischen dem einzelnen Holzschnitt und der Installation als Gesamtkunstwerk wird solchermaßen aufgehoben. Sein Projekt „Schnitt – Rhythmus Raum Mensch“ hat der Künstler in drei Gruppen unterteilt, die in enger formaler und inhaltlicher Korrespondenz stehen. Sude spricht darin elementare Themen wie Individualität, Gemeinschaft, Einfluss und Beeinflussung, Leben und Tod in inhaltlich übergreifender Form an. Schnitte werden in aller Regel sowohl physisch als auch psychisch als etwas Schmerzhaftes empfunden. Bei Sude stehen sie sowohl für das Bearbeiten des Holzes als künstlerischer Prozess als auch für die Inhalte seiner Werke. Sie sind trotz ihrer Abstraktion nicht losgelöst vom menschlichen Dasein zu sehen, sondern verkörpern Zusammenhänge und Überschneidungen, Berührung und Distanz. Der Rhythmus städtischen Lebens ist Ausgangspunkt für eine Holzschnittserie, die aus zwei langen Friesen besteht. Zusammengesetzt aus Einzelblättern von jeweils 50 x 175 Zentimetern ziehen sich diese auf einer Länge von 12,25 beziehungsweise 15,75 Metern an den Wänden entlang. Ganz ähnlich einem DNS-Strang laufen miteinander verschlungene Reihen aus unterschiedlich großen Kuben von einem Blatt zum anderen. Wenn Sie sich beim Betrachten der einzelnen Blätter aber ebenso an die Silhouette von Städten erinnert fühlen, entspricht dies durchaus dem vom Künstler intendierten Inhalt des Werks. Die Anlehnung Sudes an die aus wissenschaftlichen Publikationen vertraute Visualisierung der DNS-Strukturen als Grundbausteine jeglichen Lebens auf unserem Planeten und die sinnfällige Übertragung auf die von Menschenhand erschaffenen Stadtlandschaften geschieht keineswegs zufällig. Die scheinbar beliebige Wiederholung des Motivs mit seinen Überschneidungen und seinem Auf und Ab versinnbildlicht eindrücklich das zyklische Wesen der menschlichen Existenz, das sich im Chaos der Großstadt widerspiegelt, denn Rhythmus ist für Sude ebenso charakteristisches Merkmal menschlicher Existenz allgemein wie städtischen Lebens im besonderen. Verschiedene Ausformungen, dieser auch als Stadtabbreviaturen zu verstehenden Muster, finden sich bereits in früheren Werken Sudes in mannigfaltiger Form. Die Beschränkung auf möglichst einfache, klar strukturierte Elemente kommt dabei der Technik des Holzschnittes sehr entgegen. Gleichzeitig bricht Sude aber durch die Verwendung weißer Druckfarbe auf hellem Papier mit der in der Druckgraphik üblichen Kontrastbildung zwischen Schwarz und Weiß. Diese ungewöhnliche Farbgebung setzt sich auch in der unter dem Titel „Raum“ stehenden Serie fort. In der aus je vier Drucken von drei Metern Kantenlänge bestehenden Serie setzt Sude den Titel ganz wörtlich um. Er formt aus den zweidimensionalen, frei von der Decke hängenden Drucken zwei Raumgebilde, die ineinander verschränkt sind und zwischen sich einen gewundenen Gang bilden. Die monumentalen Holzschnitte dienen der Abgrenzung von Volumen, sie definieren jedoch keine festen Räume im Sinne statisch determinierter Gebilde. Vielmehr schweben sie gleichsam als „Raum im Raum“, dessen Grenze nur als Membran vorhanden ist. Sowohl zum Boden als auch zur Decke hin bleiben die „Papierwände“ offen. Als Betrachter begeben Sie Sich in einen künstlichen Raum mit eigener Atmosphäre, ohne aber den Bezug zum umgebenden Außenraum zu verlieren. Sie werden gezwungen sein, ihre eigene Wahrnehmung zu überprüfen: Innen und Außen, Realität und Täuschung sind durch die Holzschnitte voneinander getrennt, bleiben aber dennoch miteinander in Korrespondenz. Als Motive für die Holzschnitte selbst verwendete Sude einfachste geometrische Formen – Kreise und Quadrate. Die Einzelelemente sind sowohl aus Positiv- als auch Negativformen, das heißt aus gedruckten und ungedruckten Flächen gebildet. Größe und Positionierung sind exakt austariert, werden aber gleichzeitig durch die Rotation der einzelnen Drucke gebrochen. Wird eine statisch anmutende Aneinanderreihung durch die Raum bildende Anordnung der Drucke vermieden, so erzeugt die Drehung der Holzschnitte zusätzlich eine Dynamik zwischen den Einzelblättern. Den Boden der Binnenräume bilden die ursprünglich für den Druck verwendeten Holzplatten. Sie haben ihre eigentliche Funktion inzwischen erfüllt und werden nun bewusst ihrer Zerstörung durch den Betrachter preisgegeben. Die ästhetische Qualität, die auch den Platten durchaus eigen ist, wird so gezielt aufgehoben und somit die Konzentration auf die Holzdrucke im Laufe dieser Ausstellung noch geschärft. Während die beiden Serien „Raum“ und „Rhythmus“ des Projektes von Stephan Sude farblich sehr zurückhaltend gefasst sind, ja schon fast provokativ unfarbig erscheinen, wird der Betrachter bei der Serie „Mensch“ von der Intensität der Farben nahezu überwältigt. Für diese Serie kombinierte der Künstler jeweils zwei Holzschnitte zu Paaren, bei denen die Farben des vollflächig gedruckten Untergrunds und der geschnittenen Motivplatte getauscht wurden. Während die Einzelmotive in einigen Drucken deutlich erkennbar sind, scheinen sie auf anderen Drucken nahezu vollständig in der Hintergrundfarbe zu verschwinden. Allein durch den Wechsel der Druckfarben wird unter Beibehaltung der Motive für den Betrachter eine vollkommen unterschiedliche Wahrnehmbarkeit erzielt. Gleichzeitig entfalten einige dieser Drucke eine erstaunliche Suggestion räumlicher Tiefe. Im ideellen Zentrum dieses Projektteils steht - wie der Titel schon sagt - der Mensch. Auf den sechs großformatigen Holzschnitten versammelte Sude eine Vielzahl von menschlichen Figuren in signethafter Verknappung. Die weitgehende Abstraktion der Gestalten, der Verzicht auf eine Binnengliederung der Figuren führt bemerkenswerterweise nicht zu einer Reduzierung der Lesbarkeit und somit der Aussage. Angeordnet in konzentrischen Kreisen, bilden sie eine bewegte, scheinbar ungeordnete Ansammlung, die der Statik des quadratischen Formats ebenso entgegensteht wie der Präsentation der Drucke an den Wänden. Die Positionierung der Figuren folgt keiner feststellbaren Richtung, vielmehr ist jede einzelne frei in der Fläche positioniert. Andererseits verfügen viele der Figuren über eine definierte Basis in Form eines dünnen Strichs, auf der sie steht, hockt, sitzt oder liegt. Die Menschen auf den Holzschnitten Stephan Sudes befinden sich in einer Scheibenwelt, sie leben unabhängig von Gravitation und Ausrichtung, ohne erkennbaren Bezug zu ihren Nachbarn. Mit der Serie „Mensch“ stellt Sude die Grenzen visuell gesicherter Wahrnehmung mit zurückhaltenden, unspektakulären Mitteln in Frage. Sowohl im Holzschnitt als auch in seinen parallel entstehenden Ölgemälden nehmen die Themen Rhythmus, Raum und Mensch eine zentrale Position ein. Diese in einer Ausstellung – konzentriert auf drei Holzschnittserien – zu vereinen, stellt wohl einen zumindest momentanen Höhepunkt einer Entwicklung dar, die sowohl thematisch als auch motivisch und technisch in den vergangenen Jahren Schwerpunkt im Schaffen Stephan Sudes gewesen ist. Die hier präsentierten Arbeiten Stephan Sudes sind für mich ein überzeugender Beleg für die Aktualität der Holzschnitttechnik als künstlerischem Ausdrucksmittel.

    Die Besucher freuen sich über die gelungene Ausstellung
  • Di 14.09.2004, 18 Uhr
    Stephan Sude - Biografie
    Schnitt - Rhytmus Raum Mensch

    Stephan Sude wurde 1962 in Vaduz geboren, er lebt und arbeitet in Ruggell, Fürstentum Liechtenstein

    - seit 1985 Ausstellungen in Liechtenstein, der Schweiz, Österreich, Deutschland, Italien und Polen
    - 1988-1990 Schule für Gestaltung Luzern / CH
    - seit 1998 Beteiligung an diversen Schulprojekten
    - 1999 Werkjahr, Stipendium des Fürstlich Liechtensteinischen Kulturbeirates
    - Seit März 2004 Mitglied der Xylon Schweiz (Internationale Holzschneidervereinigung,Sektion Schweiz)
    - Kursleiter an der Kunstschule ArteFakt in Grabs/SG (www.arte-fakt.ch)

    Sudes Arbeiten sind gegenständlich, nicht aber naturalistisch im engeren Sinne. Besonderen Stellenwert nehmen die kräftige Farbgebung, die reduzierte Flächeneinteilung und die eher sachliche Themenwahl ein.
    Zunehmend rückt das Interesse an Flächen und ihren wechselseitigen Bedeutungen in den Vordergrund und bestimmt die Wahl der Themen und Gestalt der neueren Arbeiten mit. Sudes bevorzugte Techniken sind Ölmalerei, Holz- und Linoldruck.

  • Di 29.06.2004, 18 Uhr
    körper körper
    FANATIC DREAM
    Eine Performance der Kunstschule Liechtenstein

    körper körper - Licht, Musik, Bewegung!

    Der Lehrer für Dreidimensionales Gestalten, Klaus Lürzer hat zusammen mit der Choreografin Brigitte Walk eine Performance mit den Teilnehmer/innen des Vorkurses 2003/04 der Kunstschule Liechtenstein gestaltet.

    Die Mitwirkenden sind: Luzia Bosshart, Lydia Camenisch, Olivia Elmiger, Claudia Futscher, Jeannine Gmür, Aline Handschin, Marina Höhne, Ursina Luck, Lisa Mettier, Selina Puorger, Michael Risch, Pascal Schelbli, Marina Stieger, Julia Strauss, Floortje Van Wieringen, Johanna Wöss
    Anschliessend Party mit DJ Fred Dee

     

    Text von Staphan Sude:

    zieh dich aus
    die hose übern stuhl
    die haut unters kissen
    das fleisch rechts
    die knochen links
    lies die wörter unter den haken
    dort kommen die organe hin
    einzeln
    und schau
    dass sie nicht tropfen
    das blut bleibt über nacht
    im boiler

    bette dich
    auf den Fluss
    und knistere mit den
    Ställen
    den Stromleitungen
    und Sternhaufen
    die Autobahn rauscht
    an deinem dunstigen Schenkel

    nimm dir ein Gefährt
    und ziehs übers Knie
    nimm dir ein Gehäus
    und verknots unterm Kinn
    die Städte
    schultere
    die Strassen
    knöpf übern Bauch
    stolpere
    stottere

    du lebst
    himmelhoch hauchend
    zu Mode betrübt
    du lebst
     

  • Di 22.06.2004, 18 Uhr
    Vernissage: Zaccheo Zilioli
    FANATIC DREAM
    Einführung: Nadia Schneider, Kunsthaus Glarus



     

  • Di 27.04.2004, 18 Uhr
    Werkkatalog-Präsentation und Künstlerinnengespräch
    atomized
    Werkkatalog

    Im Rahmen ihrer langjährigen Zusammenarbeit präsentieren die beiden Künstlerinnen einen gemeinsamen Werkkatalog.

    Der Schriftsteller Stefan Sprenger unterhält sich mit Eva Frommelt und Carol Wyss

  • Di 20.04.2004, 18 Uhr
    Vortrag von Felix Hasler, Hirnforscher
    atomized

    Ozeanische Selbstentgrenzung und angstvolle Ichauflösung:
    das Gehirn im Grenzzustand
     

    Aktuelle Konzepte aus der Halluzinogenforschung
    LSD, Psilocybin oder Meskalin werden nicht nur illegal als psychedelische Freizeitdrogen konsumiert, sondern zunehmend auch in der Hirnforschung eingesetzt, um die neuronalen Grundlagen des Bewusstseins zu verstehen. Seit einigen Jahren untersuchen Wissenschafter an der Psychiatrischen Universitätsklinik Burghölzli in Zürich die Wirkung von Psilocybin („magic mushrooms“), MDMA („ecstasy“) oder Ketamin (ein dissoziatives Anästhetikum) bei gesunden Versuchspersonen. Mit modernen bildgebenden Verfahren wie der Positronen-Emissions-Tomographie (PET) oder 3D-Hirnstrom-Messungen (LORETA-EEG) können drogenbedingte Veränderungen in der neuronalen Verarbeitung visualisiert und dynamisch über die Zeit verfolgt werden. Die Untersuchung veränderter Hirnvorgänge während psychischer Grenzerfahrungen bietet die interessante Möglichkeit, sowohl die ungestörte physiologische Hirnleistung im Alltag, wie auch krankheitsbedingte Veränderungen - beispielsweise bei Patienten mit schizophrenen Psychosen - besser zu verstehen.

    „Ich habe Gott gesehen“ - was geschieht in einem Gehirn, das auf der Drogenreise gerade eine kosmisch-mystische Entgrenzung erlebt? Und worin unterscheidet sich die Hirnaktivität vom apokalyptischen Untergangserlebnis eines Probanden, dessen Ich-Strukturen gerade qualvoll zerfallen? Was macht den Unterschied zwischen drogenbedingten Halluzinationen und denen, die psychotische Patienten unfreiwillig erleben? Kann man den Verlauf einer „Modellpsychose“ gezielt pharmakologisch beeinflussen und könnte diese Massnahme auch schizophrenen Patienten helfen?

  • Di 30.03.2004, 20 Uhr
    Eva Frommelt- Malerei / Biografie
    atomized

    Eva Frommelt
    Geboren 1968 in Liechtenstein
    lebt und arbeitet in Liechtenstein und London
    e.r.f@gmx.net

    1993 Abschluss des Studienganges ‚Bildende Kunst’ an der Hochschule für Gestaltung und Kunst in Luzern, Schweiz

    Ausstellungen in Liechtenstein, der Schweiz und England

  • Di 30.03.2004, 20 Uhr
    Carol Wyss - Installation / Biografie
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    Carol Wyss
    geboren 1969 in der Schweiz
    Lebt und arbeitet in Liechtenstein und London
    camawy@gmx.net

    Studierte Kunst in London und beendete 1996 ihre Studien mit dem Master in Fine Art an der Slade School of Fine Art (University College London)

    Ausstellungen in England, Liechtenstein, Deutschland, Oesterreich und der Schweiz

  • Di 30.03.2004, 18 Uhr
    Vernissage: Eva Frommelt und Carol Wyss
    atomized

    Vernissagerede von Sebastian Frommelt, Filmemacher

    Zwei Künstlerinnen mit unterschiedlicher Formsprache bespielen gemeinsam einen Raum. Dabei ist der Anlass zur gemeinsamen Präsentation ihrer Arbeiten nicht einfach nur der äussere Rahmen von Ort und Zeit, sondern ein, bereits seit mehreren Jahren dauernder, freundschaftlicher Austausch über die Kunst und das Leben. Auf die Frage, ob sich die beiden Kunstschaffenden regelmässig über die eigenen Arbeiten unterhielten, antwortet Carol Wyss, dass dies zwar auch geschehe, viel wichtiger aber sei der gemeinsame Besuch von Museen und Ausstellungen Dritter. Beide sind oder waren Pendlerinnen zwischen Liechtenstein und London und beide sind zeitweise im Kunstmuseum Liechtenstein anzutreffen, wo sie sich als Ausstellungstechnikerinnen ein paar Franken dazu verdienen, gleichzeitig aber auch eine gewisse Routine im Platzieren und Installieren von Kunstobjekten in ständig neuen Konstellationen erlangt haben.

    Bereits während den Vorbereitungen zu dieser Ausstellung konnte man spüren, dass Eva Frommelt und Carol Wyss einen sehr ernsthaften und kritischen Umgang mit ihrer eigenen Arbeit pflegen. Sie sind beide weit davon entfernt, verspielte, kokettierende oder gar ironische Kunst zu schaffen, dafür wären sie auch viel zu skeptisch eingestellt gegenüber allem, was auf Effekt, Unterhaltung oder cooles Understatement setzt. Der intellektuelle Schick scheint nicht ihre Sache zu sein, das Unverbindliche ist ihnen suspekt.

    Die Arbeiten dieser beiden Künstlerinnen stehen schutzlos inmitten einer unübersichtlichen und inflationär wirkenden Welt der Bilderproduktion, einer vermeintlichen Banalisierung des Schauens ausgesetzt. Als einfacher Endverbraucher von „Kunstausstellungen als Ereignisangebot“, fällt einem vermehrt auf, dass es immer schwieriger wird, ein verbindliches System an Qualitätskriterien einzufordern, die einem bei der individuellen Bewertung eines Werkes als analytische Krücke dienen könnten. Schwierig vor allem auch deswegen, weil von den Kunst ausstellenden oder archivierenden Institutionen das jeweilige hauseigene Bewertungssystem oft nur in passiver Form kommuniziert wird, sofern solche Qualitätskriterien überhaupt formuliert werden. Vielfach erfährt man kaum mehr als eine diffuse Grundhaltung, unverbindlich in ihrer Anwendbarkeit oder Übertragbarkeit. Die lokalen Medien geraten beim Berichten über eine Kunstausstellung in den Konflikt zwischen dem Wohlwollen gegenüber der Kultur und dem Wissen um das beschränkte Interesse an einer theoretischen Auseinandersetzung mit zeitgenössischer Kunst. Das hat zur Folge, dass sich die öffentliche Aufmerksamkeit fast ausschliesslich auf die Kunst als geselliger Anlass fokussiert. Nicht zuletzt auch deswegen, weil es mangels einer populären Terminologie schwierig ist, über zeitgenössische Kunst zu reden, ohne einen kunsthistorischen Kontext vorauszusetzen. Das will aber nicht heissen, dass sich unsere Kunstinstitutionen dieser Herausforderung verschliessen würden, das Gegenteil scheint der Fall, die breitere Öffentlichkeit wird vermehrt gesucht und gepflegt.
    Warum erzähle ich ihnen von meinen Schwierigkeiten beim öffentlichen Reden über Kunst? Weil ich mich als interessierter Laie genau jetzt in so einer Situation befinde.
    Carol Wyss und Eva Frommelt haben mich vor einiger Zeit gebeten, heute Abend eine Vernissagenrede zu halten, gleichzeitig haben sie mir aber zu verstehen gegeben, das die Vernissagenrede lediglich ein notwendiges Übel sei, ich solle mir bloss kein Bein ausreissen und könne gänzlich auf den Versuch verzichten, ihre Arbeit kunsttheoretisch einordnen zu wollen. Danke für den Freispruch. In diesem manifestiert sich auch die Skepsis der beiden Künstlerinnen gegenüber den verbalen Entführungsversuchen wie sie in der Welt der Kunsttheorie immer wieder vorkommen. Trotzdem: die beiden Damen haben meine Behauptungen zu ihrer Arbeit teilweise bestätigt und teilweise von sich gewiesen. Das gab mir die Möglichkeit, nach dem Ausgrenzungsverfahren vorzugehen und den verschiedenen Grundmotiven der beiden Künstlerinnen nachzuspüren.

    Zuerst mal zu Eva Frommelt: bei der Beurteilung ihrer Arbeit habe ich den grossen Vorteil, dass ich sie schon ziemlich lange kenne, weil wir Geschwister sind. Deswegen darf ich auch ohne Pathos sagen: meine Schwester Eva hatte von Anfang an keine Chance, sie war zur Malerei verdammt. Schon als Kind legte sie einen irritierend kompromisslosen und selbstbewussten Malstil an den Tag. Bereits mit ein paar wenigen Pinselhieben konnte Eva eine spannungsgeladene Welt heraufbeschwören, einem Bild das Wesentliche abringen. Diese Qualität hat sie weiter kultiviert und eines Tages hat sie beschlossen, selbst in eines ihrer Bilder hineinzugehen. Das führte zum ersten Körperabdruck, der eine ganze Schaffensperiode im klassischen Sinne auslösen sollte, das Produkt ist die hier ausgestellte Serie. Die Abdrücke werden von Menschen ins Spiel gebracht, die ihren mit Farbe bedeckten Körper auf das am Boden liegende weisse Papier stempeln. Dieser Vorgang ist gleichzeitig Initiationsritus für das nun entstehende Bild, das jeweils drei bis vier Wochen für seine Kunstwerdung braucht. Dabei verwendet Eva mehr Wasser als Farbe, wobei der Gerinnungsfaktor der Mischung entscheidend ist. Das kontrollierte Verlaufen der dünnflüssigen Farbe dient als lebendiges Gestaltungsmittel, das immer wieder weggetrocknet, abgescheuert, übermalt oder restauriert wird.
    So entstehen um den menschlichen Abdruck herum Räume aus Farben und Aussparungen, die das Abbild des konkreten Körpers zu einer Metapher vergeistigter Existenz werden lassen. Aus dem Abdruck wird ein belichtetes Bild, das einem nicht preisgibt, ob sich der Körper aus dem Hier und Jetzt in die Tiefe fallen lässt oder ob er als Erscheinung aus dem Jenseits an die Schwelle zum Diesseits tritt, dazwischen nur eine dünne Membran aus unüberwindbarer Zeit. Die Räume nehmen Spuren der Körper auf, als Treibgut in einer fliessenden Dimension, atomisiert, melancholisch, aber auch Befreiung fordernd oder eine Erdung suchend. Es ist ein Ausloten von Aggregatszuständen des Ichs, wo der Kopf, das Bewusstsein, keine Orientierung mehr bietet, sondern nur das Sehnen und Erinnern des Körpers eine ziellose Richtung vorgeben. Eine komplett nonverbale Welt voller Ahnungen. Doch über all dem steht Evas ringen um die Qualität der Malerei als solche, wie sie selbst immer wieder betont. Diesen Anspruch kann sie sich auch leisten, denn offensichtlich handelt es sich bei ihren Bildern nicht um Produkte akademisch vorgeführter Fingerfertigkeit, sondern um eine aus einem tiefen Selbstverständnis heraus gewachsene Intuitionsmalerei. Als Antwort auf meine Frage, warum sie sich ausschliesslich mit dem klassischen Ausdrucksmittel von Farbe auf Leinwand beschäftige, antwortet sie ohne Überlegen zu müssen, dass es für sie kein direkteres und ehrlicheres Ausdrucks- und Gestaltungsmittel gebe als die Malerei. Doch manchmal kann sich auch eine Leere einstellen, die die Malerin dazu verdonnert, tagelang vor einem begonnenen Bild zu sitzen und darauf zu warten, bis ihr das Bild sagt, wie es weitergeht.

    Carol Wyss ist da weniger von einem einzelnen Bild abhängig, lässt sich auch weniger von der reinen Intuition die Gestaltung vorgeben. Sie hat einen anderen Zugang zu ihrer Arbeit, eine anderen Ansatz im Umgang mit Form und Inhalt. Ähnlich der Vorgehensweise einer Wissenschaftlerin nimmt sie sich vor, eine systematische Ordnung des Erforschten oder eben eine Neustrukturierung der Unordnung durchzuführen und solange zu experimentieren, bis sie das Potential des Rohmaterials ausgeschöpft glaubt. Auch Carol hat in ihrer aktuellen Arbeit einen Aspekt des menschlichen Körpers als Ausgangslage oder besser gesagt als Aufgabenstellung gewählt, nämlich die Bausteine des menschlichen Skeletts, zweckentfremdet zu frei modulierbaren Konstruktionseinheiten.
    Die fototechnisch erfassten Einzelknochen des gesamten menschlichen Skelettes setzt sie z.B. in einzelne Radierungsplatten um, die sie wiederum seriell neu geordnet auf eine Papierbahn von 16 Metern Länge druckt. So entsteht eine Art Schriftrolle, auf der man entweder einen verschlüsselten Text in einer urtümlichen Zeichenschrift vermutet oder die Partitur zu einem archaischen Musikstück, festgehalten in einer frühzeitlichen Notation.
    Carol Wyss variiert ihre Prämissen, auf denen sie ihre Formexperimente aufbaut. Was bei den filigran hängenden Bahnen nach einer rein typografischen Gesetzmässigkeiten folgenden Schriftästhetik aussieht, die nach Carols Aussagen eine Geschichte des Menschseins erzählt, versteht sich die rote, abgerollte Bahn mehr als Aufschlüsselung des menschlichen Genoms, transponiert in eine Zeichenwelt, die aus den Elementen des Skeletts aufgebaut ist, jedoch in ihrer Proportionalität auf einem einheitlichen Raster ausgerichtet wurde. Der aufmerksame Umgang mit dem Ausgangsmaterial und die aufwändige Umsetzung in konkrete Objekte zeugt von einem hohen Anspruch, den die Künstlerin an sich selbst stellt. Sie gibt sich nicht mit einer skizzierten Idee zufrieden, spekuliert nicht mit rein ästhetischen Effekten, sondern folgt einem geheimnisvoll anmutenden Auftrag, bei dem die Repetition der Zeichen die Qualität eines Zauberspruchs erlangt, entweder um Geister fernzuhalten, oder um mit ihnen in Kontakt zu treten. So begründet Carol Wyss ein eigenes, in sich stimmiges, mehr entdeckt als erfundenes Zeichensystem einer behaupteten oder bereits vergessen gegangenen Kultur oder Sprache, die einem seltsam berührt, als hätte man diese Schrift vor Urzeiten einmal beherrscht, vielleicht in einem früheren Leben. Aber es ist nicht unser Kopf der sich daran erinnert. Es ist die Erinnerung unseres Körpers, in dessen Übermittlungscode die Zeit zwischen den Generationen überwunden werden kann. Carol Wyss ist demnach also keine Altphilologin, sondern vielmehr die Vertreterin einer experimentellen Anthropologie. Und da es sich dabei nicht um eine empirische Wissenschaft handelt, sind auch seelische Regungen wie emotionale Verbundenheit mit dem Forschungsobjekt oder das Empfinden von Respekt gegenüber der unbekannten Triebkraft, die diesen Formen zugrunde liegt, absolut legitim, ja sogar erwünscht.

  • Di 09.03.2004, 18 Uhr
    Staub 4 - Musikalische Lesung mit Peter Niedermair und Peter Madson
    S T A U B
    Peter Niedermair und Peter Madsen
    Peter Niedermair ist Herausgeber der in Vorarlberg erscheinenden „Kultur – Zeitschrift für Kultur und Gesellschaft“; Projektleiter von „Nationalsozialismus und Holocaust: Gedächtnis und Gegenwart“, www.erinnern.at, ein Projekt des Bundesministeriums für Bildung, Wissenschaft und Kultur; Koordinator von „Teaching Memory“, ein Projekt des Europarats in Strasbourg. br> Peter Madsen, in Wisconsin/USA geboren, entdeckte mit 13 Jahren sein Interesse für Jazz. Als einer der gefragetesten Jazz-Pianisten spielte Peter Madsen unter vielen anderen mit Stan Getz, Stanley Turrentine, Dewey Redman, Benny Golson, George Coleman, Kenny Garrett, Joe Lovano, der Mingus Big Band, Mario Pavone und Funk-masters Fred Wesley, Pee Wee Ellis and Maceo Parker in den USA, Europa und Japan. Seine jüngsten Improvisationsprojekte umfassen die Zusammenarbeit mit Künstlern aus verschiedenen Disziplinen wie Tanz, Literatur und Film. Er nahm über 70 CDs auf, auf denen mehr als 60 seiner über 250 Eigenkompositionen zu hören sind.
    2003 hat Peter Madsen drei neue Solo CD`s herausgebracht: „Utopia“ (St. Arbogast – Österreich), „Mein Vorarlberg“ (ORF), „Sphere Essence - Another Side of Monk“ (Playscape – Recordings -NY) – diese CD wurde 2003 von drei verschiedenen, namhaften Jazz-Kritikern unter die „top-ten“ des vergangenen Jahres eingereiht.
    Peter Madsen lebt in New York und Bregenz/Österreich, tourt weltweit und gibt Workshops und Privatunterricht.
    Text-Musik Performance
    Staub ist irgendetwas wie das Gegenteil zum Lebendigem, weil dort, wo normalerweise das Leben tobt, kein Staub ist. Scheinbar. Staub ist neben dem paradox Schönen und Kunterbunten auch das Symbol für Lästigsein, für Stillstand, für Vergangenheit. In meinem alten Physikbuch steht, jeder hat schon einmal ein Molekül eingeatmet, das Cäsar aus seiner Lunge ausgeatmet hat. Die Gravität aus der Wirkmacht der Geschichte ist so universell wie das Universum. Alles nach dem Urknall ist aus Staub entstanden. Durch Gravitation haben sich die Planeten und das Leben gebildet. Staub passiert in der Abwesenheit des Menschen und verschwindet ganz schnell, wenn jemand ein Zimmer betritt. Wir schauen dem Staub unter seine behäbig-flüchtig-leichtgewichtige Decke, tasten – auf dem Klavier und mit Wortmolekülen – der Syntax des Staubs nach. Dort, wo man ihn nicht in Durchschnittsgrößen messen oder in Computermodelle pressen kann.
  • Di 24.02.2004, 18 Uhr
    Staub 3 - Workshop mit Susanna Kranz und Markus Brandner
    S T A U B
    Kehraus im Kunstraum Engländerbau
    Im Gespräch mit Gabriele Braun nannte Brigitte Hasler den staubigen Tisch in ihrem Atelier als Ausgangslage ihres Schaffens. Zusammen mit den Anwesenden bilden die vorhandenen Instrumente mit ihren Geräuschen, Tönen und Klängen die Ausgangslage des gemeinsamen Schaffens.
    So wie das Auge der Künstlerin sofort von der Einzigartigkeit dieses Eindrucks berührt wurde, so werden auch wir uns hineinhören in die verschiedenen Klangfarben, ihre Dauer, ihre Stärke, wir werden ausprobieren und variieren, werden differenzieren und uns arrangieren…wir werden rhythmisieren und parlieren…assoziieren und…
    Klangcluster ergreifen den Raum, umhüllen uns wie die Staubpartikel der Luft, werden laut und gross, werden klein, leise, zerfallen, zerbröckeln, oder rieseln auf Erdiges, bleiben…um in den Stäubchen zu versinken, die sich Tag für Tag, die sich Nacht für Nacht auf die ausgestellten Blätter fallen lassen. Da und dort blitzt eines plötzlich auf, vom Lichtstrahl getroffen, vom Klangstrahl bespielt.
    Staubbäder - Klangbilder, Klangbäder - Staubbilder, schwebend zwischen Verfestigung und Auflösung.
    „Das Leben ist eng verbunden mit der Substanz, aus der die Welt besteht und zu der sie wieder zerfällt. Erschaffen aus dem Chaos, erzeugt die Trennung der Partikel die Ordnung. Der Mensch wurde aus Staub erschaffen und kehrt mit dem Tod zurück in den Kreislauf.“ (aus „Die Entdeckung des Kleinen und Unsichtbaren“ von Joseph A. Amato)

    So wie das Rhythmisierende der visuellen Wiederholung das Auge beim Betreten der Ausstellung ergreift, so werden auch wir erhören, was aus dem Chaos, durch die Trennung der klanglichen Partikel, durch Wiederholen und Rhythmisieren die einzelnen Klangfelder umgrenzt und verdeutlicht.
    Staubliches wird hörbar, Hörpartikel wirbeln auf und verklingen, Sprache zerstiebt.
  • Di 17.02.2004, 18 Uhr
    Staub 2 - Literarisches Konzert mit Mathias Ospelt und Marco Schädler
    S T A U B
    Staub – in allen erdenklichen Erscheinungen
    Staub. Jeder kennt ihn. Die meisten pflegen ihn. Manche fangen ihn und fressen ihn. Manche wischen ihn einfach weg. Die meisten aber stellen andere an, dies zu tun. Dabei verbirgt der Staub höchst interessantes Leben im Verborgenen. Nur wer noch nie ein Häufchen Staub unterm Elektronenrastermikroskop beobachtet hat, wird weiterhin barfuss durch den Wohnbereich laufen, wird das auf den Küchenboden gefallene Erdnüsschen aufheben und in den Mund stecken. Staub ist ein Dienstleistungsbetrieb. Effizient und rasch wird das, was vom Menschen abfällt, entsorgt und verarbeitet. Tausende hungriger Milben warten nur darauf, wie ihnen die Hautschuppen ins hungrige Mäulchen fallen. Doch hier hört der Spass auf, wo er für Ospelt und Schädler anfängt.
    Staub gibt es in mannigfaltigen Formen. Und kein Staubkorn ist wie das andere. Das liegt nicht nur an den Fraktalen, sondern auch an der Herkunft. Lieber den Diamantenstaub in der Hand, heisst es, als den Asbeststaub im Bett. Lieber den Engelsstaub im Haar als den Blütenstaub in der Nase. Und wie sang schon Joni Mitchel: We are stardust, we are golden, wir sind Sternenstaub und Milliarden Jahre alter Kohlenstoff. Und bald heisst’s wieder: Staub zu Staub
    Und was ist mit den Dingen, die mit Staub beginnen? Staubbeutel. Staubzucker. Staubfänger. Staubecken. Und wer war eigentlich Roger Staub?
    Was bedeutet es, dass sich Staub auf Menschenraub reimt? Auf Gartenlaub und Eichenlaub? Auf Stocktaub und Mutterschaftsurlaub?
    Der Autor Mathias Ospelt und der Komponist Marco Schädler gehen all diesen Fragen nach und ringen nach Antworten. Schliesslich beschäftigen sie sich schon seit Jahren mit Staub. Beziehungsweise: der Staub beschäftigt sich mit ihnen. Sie untersuchen, wo Staub über Sachen wächst und unter wessen Teppich Staub liegt. Im banalwissenschaftlichen, literarisch-konzertanten Zwiegespräch nehmen sie den Staub aufs Korn und geben ihm zünftig Zucker.
  • Di 10.02.2004, 18 Uhr
    Staub 1 - Künstlergespräch und Lesung mit Brigitte Hasler, Gabriele Braun und Ruth Oertli
    S T A U B
    Gabriele Braun im Gespräch mit Brigitte Hasler

    Im Gespräch mit der Kunsthistorikerin lic. phil. Gabriele Braun bekommen die Besucher Informationen über den Arbeitsprozess und die künstlerische Auseinandersetzung, so auch zur aktuellen Ausstellung zum Thema Staub. Brigitte Hasler hat sich als Künstlerin auch über die Grenzen Liechtensteins hinaus einen Namen geschaffen, und so ist es sicher interessant zu erfahren, wie sie arbeitet, was sie bewegt und wie sie ein Thema umsetzt. Das Gespräch geht auch vertieft in die Ausstellung „STAUB“ ein, welche die Künstlerin aus Gamprin aktuell im Kunstraum Engländerbau zeigt.

    Brigitte Hasler, Ruth Oertli: Lesung mit Musik

    Im November 2003 in der Tangente und Anfang Februar 2004 in Berlin vorgestellt, wurde das Buch „Scheitelstunde“ nun im Wettbewerb der schönsten Bücher Liechtensteins am 5. Februar 2004 prämiert.
    Nun gibt es die Gelegenheit, nicht nur ein schönes Buch zu geniessen (und auch zu kaufen), sondern Texte von Brigitte Hasler in ihrer Ausstellung im Kunstraum Engländerbau auch zu hören. Die Lesungen von Brigitte Hasler begeistern immer wieder mit ihrer Intensivität, einer Intimität und einer Künstlerin, die die Texte nicht einfach liest, sondern sie lebendig werden lässt. Brigitte Hasler hat zur Mitgestaltung der Lesung die Musikerin Ruth Oertli eingeladen, welche mit Flötenklängen die Texte weiterträgt.
    Die Texte aus „Scheitelstunde“ fügen sich in die Ausstellung „STAUB“ wie zwischen dem im Inneren stattfindenden Dialog und dem nach Aussen getragenen Akt der Entscheidung.

  • Di 27.01.2004, 18 Uhr
    Vernissage: Brigitte Hasler
    S T A U B
    Staub
  • Di 06.01.2004, 18 Uhr
    Cristina und Reto und die Glückswippe
    in pursuit of happiness
    Installation