Zwischen Geste und Ausdruck
Nesa Gschwend
Installation mit Zeichnung, Objekt, Video und Performance
01.04.2008 bis 18.05.2008
Zwischen Ausdruck und Geste ist eine Auseinandersetzung mit menschlichen Kommunikationsformen. Die aus Altstätten im Rheintal stammende Künstlerin Nesa Gschwend verbindet in dieser Installation die Medien Zeichnung, Objekt, Video und Performance miteinander. Dabei ist ihr Blick auf die beiden Körpersprachen Geste und Ausdruck gerichtet. Nicht der Körper als Objekt, das Gesicht als Physiognomie, stehen im Zentrum der Wahrnehmung, sondern die Verbildlichung von Gesten und Ausdruck als Sprachen, die im alltäglichen Umgang nur flüchtig wahrgenommen werden.

Ausgangslage für die Installation bildet die Zeichnungsserie „Biographie“, die über mehrere Jahre entstanden ist und auch über die Ausstellung hinaus weiterentwickelt wird. Die Zeichnungen werden auf A4-Papier an unterschiedlichen Orten und in unterschiedlichen Situationen als innere Bilder umgesetzt. Sie zeigen jeweils den Ausdruck des Gesichts an diesem bestimmten Ort und zu einer bestimmten Zeit. In sehr schnellen, teils flüchtigen Strichen werden die Zeichnungen umgesetzt und in einem weiteren Schritt mit Wachs behandelt und zu Serien zusammengefügt.

„Die Künstlerin behandelt das Papier mit Wachs. Dann bearbeitet sie das Papier mit dem Bleistift, so als würde sie ein Bild über das andere legen. Betrachtet man die Bildserien, die durch diesen spielerischen Prozess entstehen, beginnen die einzelnen Ebenen ihre Rollen zu tauschen. Die Grenze zwischen der Oberflächenstruktur und der Zeichnung löst sich schliesslich auf. Mit feinen verwischten Graphitspuren und klaren Bleistiftstrichen werden jene Merkmale angedeutet, welche die physische Präsenz eines Porträts ausmachen. Dabei spielt die taktile Qualität der Wachsoberfläche eine wesentliche Rolle. Durch die Verbindung des Wachses mit der Zeichnung entsteht eine physische Präsenz, die man auch ohne Berührung wahrnehmen kann. Die taktile Oberfläche des Wachses hinterlässt den Eindruck, als wären die Zeichnungen nach innen versetzt. Jedes Blatt strahlt dieselbe plastische und zugleich graphische Präsenz aus und vermittelt doch nur die ihm eigene Bewegung und Ausdruckskraft.

Nesa Geschwends Zeichnungen erinnern an Filmsequenzen. Zwischen den beiden Medien besteht kaum noch ein Unterschied. Die Wachsoberfläche, die Bleistiftstriche und die Graphitspuren überschreiten also die Grenzen des Bildes und werden zu einer Art Szene. Und genau hier ist die Verbindung zwischen Nesa Gschwends bildnerischem Schaffen und ihren Performances zu suchen.“ ( Anil Kumar, März 2006)

Das Spiel mit Zeit und Raum im eigenen Kopf zieht sich wie ein roter Faden durch die gesamte Installation. Die grossen Kopfobjekte bilden zusammen einen begehbaren Raum. Je nach Standort können die Objekte als Köpfe oder als Oberfläche (als Haut) wahrgenommen werden. Die Zeichnungsserien tauchen im Inneren als Videoinstallation wieder auf. In einer konstanten Bewegung wechselt der Ausdruck in einem schnellen Rhythmus. Innen und aussen werden verbunden und gleichzeitig aufgehoben. So bleibt offen, ob man sich im eigenen Kopf oder im Kopf eines Anderen befindet.

Die Bewegung ist ein wesentliches Element von Ausdruck und Gesten. In den Performances verbinden sich die verschiedenen Ebenen zu einer gemeinsamen Sprache. Sie werden als Tableaux vivants in der Installation gezeigt. Die Spuren, die durch die Performances entstehen, bleiben als weitere Elemente in der Installation bestehen.

Nicht nur Gesten und Ausdruck, sondern auch die verschiedenen Medien stehen in der Ausstellung in einer stetigen Wechselwirkung und lassen sich nicht mehr voneinander trennen.

Einführung Corinne Schatz

Nesa Gschwend, Mai 2007 www.nesagschwend.ch
Begleitprogramm